Die EZB hat aufgrund sich verschlechternder Aussichten Mitte August 2014 mit einer deutlich expansiveren Geldpolitik reagiert und dabei mit den gezielten Refinanzierungsgeschäften (TLTRO), den negativen Einlagezinsen und dem APP (Anleihekaufprogramm) den Pfad der „konventionellen“ Geldpolitik verlassen. Diese Maßnahmen und die Ankündigung, unbeschränkt Staatsanleihen zu kaufen, sollte es notwendig sein – Draghi’s berühmte „Whatever it takes“-Rede – haben unbestritten wesentlich zur Stabilisierung des Euroraums beigetragen.

Seither sind auch in Österreich die Investitionen deutlich gestiegen, die Ausrüstungsinvestitionen um 8 Prozent real, Bauinvestitionen um 3 Prozent. In Österreich kam es seit 2014 nochmals zu einer Ausweitung der Firmenkredite, auch wenn die direkten Effekte durch die EZB auf Österreich eher unterdurchschnittlich gewesen sein dürften, da die Kreditversorgung mit Firmenkrediten in Österreich auch in den Krisenjahren nicht eingebrochen ist. Auch in der Krise stieg in Österreich der Anteil von KMU, die das Fehlen von Finanzierung als größtes Problem sahen, nie über 10 Prozent (Euroraum 17 Prozent). Inzwischen ist sowohl im Euroraum (9 Prozent) als auch in Österreich (5 Prozent) dieser Anteil gesunken. Die positiven Effekte der EZB-Politik auf Österreichs Unternehmen dürften daher primär über die Stabilisierung des gesamten Euroraums gewirkt haben.
Allerdings haben die unkonventionellem Maßnahmen der EZB auch ihren Preis, den vor allem Finanzinstitute tragen, allen voran die Banken; während praktisch in allen Ländern der Staat und die Unternehmen netto zu den Gewinnern zählen, wenn man nur die Effekte der niedrigen Zinsen betrachtet. Die Auswirkungen auf den Haushaltssektor sind im Euroraum oder in Deutschland unter dem Strich neutral, in Österreich ist der Sektor aber aufgrund der großen Bedeutung von Bankeinlagen in Summe negativ betroffen.
Mit sich bessernder Konjunktur sinken natürlich die Vorteile und die Nachteile werden bedeutender, vor allem je länger diese Politik anhält. Neben der Belastung des Bankensektors sind auch gewisse negative Wirkungen durch steigende Vermögenswerte (etwa Immobilien) anzuführen. Die EZB muss daher die Vor- und Nachteile bei ihren Überlegungen zum Ausstieg aus dieser Politik abwägen. Aus unserer Sicht wird sie dabei sehr vorsichtig vorgehen und zuerst 2018 einen langsamen Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm vornehmen, erst danach, also nach 2018, ist mit eventuellen Zinserhöhungen und damit auch mit dem Ende der negativen Zinsen zu rechnen. Eine Konsequenz daraus ist die Erwartung, dass die langfristigen Zinsen weiter steigen werden. Dies wird für die Banken eine Entlastung bringen. Für Unternehmen bedeutet dies jedoch, dass zwar die kurzfristigen Zinsen noch eine Weile niedrig bleiben werden, eine Absicherung dieser niedrigen Zinsen auf längere Zeit jedoch zunehmend teurer wird.
Autor: Stefan Bruckbauer
Bilder: pixabay | ZVG
MEHR ARTIKEL
Networking während der Corona-Pandemie?
Durch die strategische Partnerschaft des Senat der Wirtschaft und XING erhält das Thema Digitalisierung der Arbeitswelt Aufschwung.
Nachhaltigkeit: Jetzt zum SGD-Award einreichen!
Das Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen wird immer bedeutender. Der Senat der Wirtschaft vergibt daher seit 2017 den Austrian SDG-Award.
Erfolgreich expandieren: von Österreich nach Deutschland!
Ihr Unternehmen hat sich am heimischen Markt etabliert und Sie überlegen den deutschen Markt zu erschließen. Um möglichst schnell Bekanntheit in Deutschland zu erlangen, ist es sinnvoll geeignete Marketing- und Mediamaßnahmen anzuschieben, um vorhandenes Wachstumspotential im deutschen Markt auszuschöpfen.
Start in eine erfolgreiche Werbekampagne
Wer sein Unternehmen bekannter machen oder den Absatz steigern möchte, investiert in Werbung. Um dies aber möglichst effizient zu machen, benötigt man ein gutes Know-How der Mediakanäle. Wer dies nicht hat, setzt bei der Mediaplanung besser auf Experten.
COVID-19: Maßnahmen für HR und Payroll
Besonders für Unternehmen stellt die COVID Pandemie eine große Herausforderung dar, denn laufend ändern sich die Rahmenbedingungen. Für die Bereiche HR und Payroll heißt das: ständig am neuesten Stand sein!
Erfolgreich PR selber machen
So kommen Sie mit Ihrem Business in die Medien, ohne eine Presseaussendung zu schreiben. Pressearbeit kann man auch selber machen, mit wenig Zeit- und Geldeinsatz.
Mit Kreativität und Innovation durch die Krise
Wirtschaftliche Gegebenheiten sind für Unternehmen aller Größen und quer durch alle Branchen stets im Wandeln. Nicht nur in Krisenzeiten. Wie kann reagiert und Kreativität und Innovationskraft in Unternehmen gebracht werden? Und wie kann es anschließend für Wachstum sorgen?
Mentale Stärke in Krisenzeiten
Social Distancing begleitet uns bereits seit einigen Wochen. Glaubt man den aktuellen Überlegungen, dann wird uns der aktuelle Zustand noch viele Monate begleiten, und zur „Neuen Normalität“ werden.
Wie Sie bei Online-Meetings die beste Wirkung erzielen
Die Art und Weise unserer Kommunikation hat sich in den letzten Wochen komplett verändert. Während wir vor kurzem noch persönlich zusammensitzen und uns im Kaffeehaus treffen konnten, oder in Besprechungsräumen miteinander kommunizierten, so ist diese Möglichkeit nun komplett eingeschränkt.
Franchise Award 2020
Der jährliche Franchise-Award wird auch im Jahre 2020 wieder verliehen. Die Nominierten müssen sich heuer allerdings bis zum 30. September gedulden. Warum die Verzögerung und wer ist nominiert?
Entgelt- und Personalverwaltung in unsicheren Zeiten
Für eine korrekte Entgeltberechnung und eine einwandfreie Personalverwaltung braucht es umfassendes Know-How. Bereits in sicheren Zeiten verlangt das UnternehmerInnen Zeit und Mühe ab. Kommen außernatürliche Umstände, wie die aktuelle Covid-19-Situation hinzu, werden die Vorgänge teils unüberblickbar.
Internetbetrug: Fast jeder zweite Österreicher betroffen
Vermeintliche Gratis-Angebote, Phishing-Mails, Fake-Shops: Im Internet drohen viele Fallen – und die betrügerischen Versuche werden immer ausgeklügelter. Fast jeder zweite Österreicher war bereits mit Online-Betrug konfrontiert.
Agiles Change Management
Agiler Change heißt den frischen Wind der Veränderung zu nutzen! Agilität gilt als Konzept, das Unternehmen unterstützt mit Unsicherheit, zunehmender Komplexität und Dynamik ihres wirtschaftlichen Umfeldes umzugehen und die Anpassungsfähigkeit einer Organisation zu stimulieren.
Franchise-Messe 2020: erstmals digital
Immer mehr ÖsterreicherInnen wollen selbständig werden. Und rund ein Viertel aller Franchise-Nehmer war bereits vor ihrer Franchise-Karriere schon selbständig tätig. Welche Trends und Neuerungen es dieses Jahr gibt, wird auf der Franchise-Messe am 26. & 27. Juni gezeigt.