Master-Franchising ermöglicht Franchise-Systemen die Internationalisierung. Erprobte und erfolgreiche Systeme können so Lizenzen für ganze Länder vergeben. Doch ist Master-Franchising für alle Systeme das passende Modell bzw. wie funktioniert das Konzept im Konkreten?
Diese Punkte klären wir mit Frau Mag. Waltraud Martius, Franchise-Strategieexpertin seit 30 Jahren mit ihrem Unternehmen SYNCON International Franchise Consultants und Ehrenpräsidentin des Österreichischen Franchiseverbandes.
Frau Mag. Martius, Sie erwähnten einmal, dass das Konzept des Master-Franchising nur ein Weg für die Internationalisierung ist. Welche Möglichkeiten gibt es noch und wo liegen die Vor- und Nachteile von Master-Franchising im Vergleich?
Für die Expansion in neue Märkte haben Franchise-Systeme verschiedene Möglichkeiten, aus denen jeweils aufgrund des möglichen Partner- und Länderpotenzials ausgewählt werden kann:

Direkt-Franchising
Der Franchise-Geber expandiert ohne „Schnittstelle“ in benachbarte, „ähnliche“ Märkte, etwa von Österreich nach Deutschland und in die Schweiz. Gleiche Sprache und ähnliche Kultur sowie geografische Nähe begünstigen die Rahmenbedingungen für Direkt-Franchising. Gleichzeitig braucht aber auch der Schritt ins vermeintlich vertraute Nachbarland eine Anpassung des Konzeptes.
Nationale Franchise-Zentrale:
Die „McDonald’s“-Strategie. Dabei gründet der Franchise-Geber eine 100%ige Niederlassung. Der Vorteil für den Franchise-Geber liegt im durchgängigen Durchgriffsrecht auf das Management der nationalen Zentrale. Der Nachteil ist jedoch, dass es Kosten-intensiv ist.
Joint Venture:
Der Franchise-Geber und der nationale Länder-Partner halten Anteile am gemeinsamen Unternehmen. Dieses Modell eignet sich für strategisch wichtige, entfernte Märkte. Der Franchise-Geber signalisiert mit einem Joint Venture den Wunsch nach langfristiger Beteiligung und der nationale Länder-Partner bringt im Gegenzug seine nationalen Marktkenntnisse und die Vernetzung vor Ort ein.
Area Development:
Der Franchise-Geber sucht sich im neuen Markt einen Experten vor Ort, der ihn bei der Suche, Auswahl und Betreuung der nationalen Franchise-Nehmer unterstützt. Wichtig dabei ist, dass die Franchise-Verträge direkt zwischen nationalem Franchise-Nehmer und Franchise-Geber abgeschlossen werden. Der Area Developer ist quasi der „verlängerte Arm“ der Franchise-Zentrale mit nationaler Kompetenz und Vernetzung vor Ort.
Multi-Unit-Franchising:
Der Franchise-Geber schließt mit dem Franchise-Nehmer einen Vertrag für eine bestimmte Region ab, gekoppelt an einen sogenannten „Gebietsentwicklungsplan“, in dem genau festgehalten ist, wie viele Outlets der Franchise-Nehmer innerhalb eines gewissen Zeitraums zu eröffnen hat. Der Franchise-Nehmer führt alle Outlets selbst und darf aber keine Sub-Franchisen vergeben.
Master-Franchising:
Master-Franchising ist die wohl derzeit noch gängigste Form der Internationalisierung. Darunter versteht sich der Verkauf des Franchise Know-hows an einen Master-Franchise-Nehmer. Also an einen nationalen Länder-Partner. Dieser kann die Lizenz sowohl für ein Land als auch eine Region erwerben.
Die Aufgabe des Master-Franchise-Nehmers besteht darin, in dem entsprechenden Gebiet ein funktionierendes Franchise-System aufzubauen. Somit übernimmt er gleichzeitig die Rolle des Franchise-Gebers. Master-Franchising ist für Unternehmen eine attraktive Alternative zum Aufbau eines eigenen Franchise-Systems im Land.
Die Vorteile für den Franchise-Geber liegen in der geringen Investition und in dem Vorteil mit einem potenten Partner vor Ort zu arbeiten. Die Gefahr des Master-Franchising liegt in der geringen Bindung und Einflussnahme, was durchaus auch zu einer Verselbstständigung des Franchise-Partners führen kann.
Autorin: Isabella Auer
Bilder: Adobe Stock | ZVG
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